Katholischer Gemeindeverbundes Aller-Ohre, St. Christophorus

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Gottesdienste
Kirche vor Ort







 

1000 JAHRE Christen
in und für WOLMIRSTEDT

Mit Festkonzerten und Gottesdiensten beteiligten sich die Kirchgemeinden am Festprogramm anlässlich der ersten urkundliche Erwähnung Wolmirstedts im Jahre 1009. Die Feierlichkeiten in der St. Josefgemeinde begannen mit einer festlichen Vesper. Im sich anschließenden Festvortrag zum Stadtjubiläum zeichnete Pfarrer i. R. Peter Zülicke auf, wie tief die Wurzeln Wolmirstedts im Christlichen verankert sind. Wurzeln, die heute helfen, die Zukunft dieser Stadt zu gestalten.

Festvortrag zum Stadtjubiläum

von Pfarrer Peter Zülicke, 19. Juni 2009

 Eine Jubiläumsfeier ist der gegebene Anlass, das Leben heute zu deuten im Lichte der Vergangenheit. So schauen auch die Christen von Wolmirstedt auf eine tausendjährige Geschichte. Dabei ist festzustellen, dass sie die einzige Gruppierung von Menschen sind, die in all den Jahrhunderten hier ununterbrochen in ihrer Glaubensüberzeugung gelebt haben. So können wir sagen: Wolmirstedt, so wie es sich heute zeigt, ist ohne die Prägung durch das Christentum nicht denkbar. Das bezeugen die Kirchenbauten, aber auch die verschiedenen Gemeinden. 

 Schauen wir auf die Anfänge des Christentums in dieser Region. Zunächst gibt es ein „Vorspiel“. Im Zuge der Völkerwanderung waren Sachsen und Franken in unser Gebiet gekommen. Die Sachsen zogen schon im 6. Jahrhundert weiter. So sorgten die Franken für eine Besiedlung. Das einzige christliche Zeugnis dieser Zeit steht uns in unserem Börde-Landkreis ständig vor Augen. Es ist das offizielle Wappen mit dem Hornhäuser Reiterstein. In der Nähe von Hornhausen bei Oschersleben gab es wohl ein Kastell der Franken, die Christen waren. Es sind eigentlich mehrere Steine, die zum Grabmal eines fränkischen Christen gehörten. An dem zweiten Stein ist auf der dreizipfeligen Fahne ein Kreuz zu erkennen, das wohl auch auf den anderen Steinen angebracht war. Es weist auf ein Motiv hin, das im jüdisch-christlichen Raum schon seit langem gebraucht wurde: ein heiliger Reiter mit Lanze über Schlangen. Später trat dieses Motiv in der Darstellung des hl. Georg wieder auf. Dieses Grabmal wurde nach 717 zerstört. Im 8. Jahrhundert finden wir hier keine christlichen Spuren.

Erst mit dem Zug Karls des Großen an die Elbe beginnt die endgültige Christianisierung unserer Region. Nachdem Karl das Gebiet zwischen Harz und Elbe durchzogen hatte und auch hierher kam, bestimmte er Osterwieck zu einem Missionszentrum. Er vertraute die Mission einem westfränkischen Bischof an, der schon bald die zentrale Lage Halberstadts erkannte und nach dorthin zog.

804 kam es zur Gründung des Bistums Halberstadt, zu dem auch unser Gebiet gehörte. In Magdeburg wurde eine erste Kirche zu Ehren des hl. Stefanus gebaut. Doch ging es mit der Missionierung des Volkes nur sehr mühsam voran. Dem zweiten Bischof von Halberstadt schrieb ein Freund (Hrabanus Maurus aus Fulda): „Mir ist nicht unbekannt, wie viele Anfeindungen du nicht allein von den benachbarten Heiden ausstehen musst, sondern auch von der Menge des Volkes, die durch Ungebühr und raue Sitten dir nicht geringe Mühe bereitet und dir nicht erlaubt, dich einem häufigen Gebet und eifrigen Studium hinzugeben.“ Wir wissen aber auch von einem angesehen Christ aus dem Bistum, der 804 in Fulda als Mönch starb. Die Missionserfolge im Bistum Halberstadt waren also anfangs noch rech mager.

Das änderte sich erst mit dem Regierungsantritt Otto I. Dieser König hatte sich als junger Mann vor allem an seinem Lieblingsort Magdeburg aufgehalten und plante diese Stadt zu einem Zentrum des Reiches auszubauen. Dazu gehörte auch die Errichtung eines Erzbistums, dem besonders die Mission der slawischen Völker anvertraut werden sollte. Nach vielen mühsamen Verhandlungen gelang die Gründung des Erzbistums im Jahre 968. Es hatte zwar nur ein kleines Territorium, wurde aber zu einem bedeutenden kirchlichen Mittelpunkt des Heiligen Römischen Reiches. Da die Ohre die Nordgrenze war, gehörte Wolmirstedt auch weiterhin zum Bistum Halberstadt. Wir dürfen davon ausgehen, dass Wolmirstedt schon lange vor seiner Ersterwähnung ein christlicher Ort gewesen ist. Am Fuße der Burg wurde eine kleine Kirche St. Pankratius errichtet. Die Verehrung des hl Pankratius ist nach 900 in Deutschland zu beobachten. Ihm zu Ehren gründete der Graf Lothar 942 in Walbeck ein Stift, 995 wurde die St. Pankratius-Kirche in Nordgermersleben  geweiht. Es ist sicher, dass die Grafenfamilie zu dieser Zeit auch die Pankratiuskirche in Wolmirstedt erbauen ließ.

Am Beginn des 13. Jahrhunderts breitete sich in Europa ein Orden aus, der die Erneuerung des Ordenslebens zu Ziel hatte und dabei segensreich für die Kultivierung vieler Landschaften wirkte: die Zisterzienser. Die Bischöfe, die zu dieser Zeit in Halberstadt und Magdeburg regierten, hatten an den großen Universitäten Europas studiert und dabei auch den neuen Geist dieses Jahrhunderts kennen gelernt. Sie waren bestrebt, die Zisterzienser auch in ihren Bistümern anzusiedeln. So wurden in unserer Umgebung mehrere Klöster dieses Ordens gegründet: 1208 Halberstadt, 1221 Magdeburg, St. Lorenz, 1228 Althaldensleben, 1229 Helfta, 1230 Magdeburg, St. Agnes, 1232 Neuendorf, 1259 Egeln. In die Reihe dieser Klöster reiht sich um 1228 auch Wolmirstedt ein. Patronin wurde die hl. Katharina – eine Heilige, die durch die Kreuzzüge im Abendland bekannt und bald auch sehr beliebt wurde. Mittelpunkt des Klosters wurde die alte St. Pankratiuskirche, die nun St. Katharina als weitere Patronin erhielt.

Die Kirche diente sowohl der Ortsgemeinde, wie der Klostergemeinde zum Gottesdienst. Nach den Vorschriften der Zisterzienser musste die Kirche schmucklos sein. Anstelle eines Turmes war ein Türmchen auf dem Dach (Dachreiter) erlaubt. Die Glocke rief die Nonnen zu den sieben Gebetszeiten im Laufe des Tages. Die Klostergebäude, Kapitelsaal, Speisesaal und Schlafsaal schlossen sich der Kirche an.

Um die materielle Grundlage zu sichern, wurden dem Kloster von den Bischöfen und Adeligen Land geschenkt, das zu bebauen war. Einen Hinweis auf das schnelle Aufblühen des Klosters ist die Notiz, dass  schon bald vier Nonnen auszogen, um das Kloster Medingen bei Uelzen zu gründen. Unscheinbar, wie der Ort im Mittelalter, ist auch das Kloster geblieben. Nur wenige Nachrichten sind uns überliefert. Aus dem Jahre 1418 erfahren wir, dass ein Johann von Einbeck, Domherr in Magdeburg und Propst in Salzwedel einen Altar des hl. Georg, der hl. Dorothea, der hl. Maria Magdalena und der hl. Drei Könige erneuern lässt, um regelmäßig dort die hl. Messe lesen zu lassen in bestimmten Anliegen. Außerdem soll er dem Propst des Klosters im Chordienst und bei Prozessionen unterstützen.

Am Beginn des 15. Jahrhunderts entstanden, wie in etlichen anderen Orten, auch in Wolmirstedt Bruderschaften. 1420 stiftete die Elendenbruderschaft in der Kirche einen Altar. Anliegen dieser Bruderschaft war es, für Fremde und Heimatlose, die in der Stadt starben, ein christliches Begräbnis zu sichern, für sie zu beten und hl. Messen lesen zu lassen (deswegen der Altar)

Ebenso war ein Wolmirstedt auch eine Kalandsbruderschaft gegründet worden. Der Name stammt von dem üblichen Gottesdienst immer am Monatsersten  (Calendae). Es war eine Gemeinschaft aus vornehmeren Geistlichen und Laien unter dem Vorsitz eines Geistlichen Dechanten (meistens der Pfarrer von Wolmirstedt). In den zunehmend schwierigen und unsicheren Zeiten sicherte man sich gegenseitigen Beistand in Einvernehmlichkeit zu, gewährte Hilfe bei wirtschaftlichen und rechtlichen Schwierigkeiten, sorgte für ein würdiges Begräbnis und das weitere Gedenken für die Verstorbenen.

Eine besondere Rolle spielten für Wolmirstedt auch die Erzbischöfe von Magdeburg, obwohl der Ort nicht zu ihrem Bistum gehörte. Landesherren waren die Askanier und Brandenburger. Die Burg sicherte einen strategisch wichtigen Punkt am Übergang von Elbe und Ohre vor allem in der Nord-Süd-Richtung. So gab es viele Kämpfe um die Burg. Anfang des 14. Jahrhunderts konnten die Erzbischöfe die Burg in ihren Besitz bringen. Offensichtlich haben sie sich hier gerne aufgehalten, um dem städtischen Trubel und manchem Unmut der Bevölkerung Magdeburgs aber auch der Pest zu entfliehen. Wolmirstedt bot eine angenehme, nicht weit von der Stadt entfernte Sommerresidenz. Hier starb 1361 der Erzbischof Otto von Hessen, ein Nachkomme der hl. Elisabeth. 120 Jahre später hat Erzbischof Ernst von Sachsen Wolmirstedt eine Kostbarkeit hinterlassen: Die spätgotische Schlosskapelle, die eine prächtige Ausmalung aufwies. Leider ist die Schönheit dieses Raumes nur noch zu erahnen. Der Erzbischof ließ nach 1500 in Halle ein neues befestigtes Schloss bauen, in dem er sich dann fast ausschließlich aufhielt.

Bezeichnend für die Zeit war, dass weltliche Macht für einen Bischof mehr galt, als das geistliche Amt. Im Gerangel der umliegenden Fürstenhäuser wurde er schon mit elf Jahren zum Erzbischof von Magdeburg und bald auch zum Bischof von Halberstadt gewählt. Sein Nachfolger, Kardinal Albrecht von Brandenburg, war als 24 jähriger im Besitz der Erzbistümer Magdeburg und Mainz sowie des Bistums Halberstadt. Allein diese Tatsache macht deutlich, dass eine Reform in der Kirche notwendig war. Daraus erwuchs die Reformation, die zur Spaltung der abendländischen Christenheit führte.

Auch in diesem Zusammenhang ist Wolmirstedt zu nennen. Die Stadt Magdeburg war schon sehr früh 1524 nach einer Predigtwoche Martin Luthers evangelisch geworden und hatte sich in den folgenden Jahrzehnten den Forderungen des Kaisers nicht gebeugt. Deswegen verhängte der Kaiser die Reichacht über die Stadt. Das bedeutete, der Stadtrat war politisch handlungsunfähig. Auch Wolmirstedt wurde in die militärischen Auseinandersetzungen hineingezogen. Schließlich erkannte der Reichstag von Augsburg 1555 die Gleichberechtigung der Konfessionen an, legte aber fest, das ein Reichfürst, wenn er die Konfession wechselte, seine Ämter verliert. Danach begannen wieder Verhandlungen zwischen dem Erzbischof, dem Rat der Stadt und den Vertretern des Kaisers. Am 29. Januar 1558 wurde auf dem Wolmirstedter Schloss ein Vertrag geschlossen. Beide Seiten versicherten einander, entsprechend den Augsburger Beschlüssen auf „ewige Zeiten“ den Bestand der anderen Religion zu achten. Der Dom, St. Sebastian, ULF wurden wieder für den katholischen Gottesdienst geöffnet, der von nun an nicht mehr behindert werden sollte. Entgegen den Bestimmungen des Wolmirstedter Vertrages gewannen radikale Kräfte in Magdeburg die Oberhand. Nach wenigen Monaten  wurde verboten, „ die papistischen und abgottischen Messen, Gesänge und Zeremonien allhier im Dom und des Orts in etlichen Kirchen  zu halten und also ein gottlos Wesen und Gotteslästerungen wieder aufzurichten und hinfür zu treiben.“ Ein jeder Bürger habe sich solcher Abgötterei zu enthalten.

Der damalige Erzbischof Sigismund trat 1561 zum evangelischen Glauben über, setzte sich aber über die Bestimmungen des Reichtages hinweg und bestimmte weiterhin das Leben im Erzbistum. Ebenso tat es sein Nachfolger Joachim Friedrich, der sich nur noch als Administrator des Erzbistums sah, ohne Weihe aber mit allen Rechten ausgestattet. Es wurden sogenannte Visitationen angeordnet, um die Besitzverhältnisse der Klöster und Stifte festzustellen. Der Landesherr wollte deren festes und bewegliches Eigentum möglichst komplett übernehmen. Gleichzeitig wurde mit der Visitation auch die konfessionelle Einstellung der Geistlichen und Nonnen überprüft. Dabei wurden die katholisch gebliebenen unter Druck gesetzt, um ihren Widerstand gegen die Einführung der Reformation zu brechen. Dass das ungesetzlich war, interessierte die Landesherren nicht.

Die Reihe der Visitationen in Wolmirstedter Kloster begann 1561. Die Nonnen waren in den kriegerischen Wirren zehn Jahre zuvor nach Stendal geflohen, aber offensichtlich wieder  zurück gekehrt. In dem Bericht werden 16 Schwestern genannt, die ihre Gelübde abgelegt haben und eine, die sich darauf vorbereitet, acht Laienschwestern und andere Personen, darunter acht Mägde, drei Wagenknechte, vier Drescher, ein Schweinemeister, ein Pförtner, ein Futterschneider, ein Stutenhirte, ein Kuhhirte, ein Schweinehirte, ein alter verlebter Knecht im Ganzen 59 Personen – also ein noch gut funktionierendes Kloster. An Sachwerten werden aufgezählt: Sieben große Pergament-Mess und Vesperbücher, eine geschriebene Pergamentbibel in fünf Teilen gebunden, 12 große Papierbücher.

Bei der dritten Visitation unter Joachim Friedrich wird kurz und knapp festgestellt, dass der Konvent evangelisch geworden ist. Da heißt es unter Kloster Wolmirstedt: Diese Personen erkennen die Augsburgische Konfession vor die rechte und wahre Religion, wollten dabei verharren, halten sich zur Kommunion sub utraque. Damit war das Kloster als katholische Einrichtung zu seinem Ende gekommen. Es wurde zunächst noch evangelisch weitergeführt aber 1732 in ein adeliges Damenstift umgewandelt.

 Auch diese Zeit muss eine schwierige gewesen sein. Es wird berichtet, dass der Große Kurfürst und die ersten Preußischen Könige gewaltsam in das Klosterleben eingriffen. Von einem geistlichen Leben war fast nichts mehr zu spüren. Nach der Reformation hätte die Nonnen nicht verstanden, dass sie eine große sittlich Aufgabe zu erfüllen hätten, etwa die Jugend der Stadt zu unterweisen, die Mädchen im Stricken , Nähen u.dergl. zu unterrichten, Krankenpflege üben oder Kirchengewänder zu sticken. Die Umwandlung in ein adliges Fräuleinstift konnte der altersschwachen Anstalt kein neues Leben bringen und als Napoleon kam, war daran nichts mehr zu verderben. 1810 wurde das Stift aufgelöst. Außer dem sogenanten Äbtissinnenhaus sind keine Gebäude mehr vorhanden. Der Taufstein und einige Grabsteine aus katholischer Zeit befinden sich in der jetzigen Katharinenkirche, die auf den Fundamenten der alten Kirche im 19. jahrhundert errichtet wurde.

 Die Konfession der Gemeinde in Wolmirstedt war nach der Reformation evangelisch. Einige Nachrichten aus dieser Zeit sind uns erhalten, vor allem in den Visitationsprotokollen. Da heißt es z.B.: In Wolmirstedt wohnen nur 30 Familien, die aber 200 Beichtkinder stellen. Die Leute aus Farsleben kommen nach Wolmirstedt zur Kirche. Schließlich fügt der Pfarrer hinzu, er habe Personen, die für Hexen gehalten würden, sechs Wochen suspendiert (nicht zur Beichte und hl. Abendmahl zugelassen). Doch untersagten ihm die Visitatoren, dies ohne Wissen des Rates weiter zu tun. Sonntags wurde zweimal gepredigt, bisweilen war nachmittags eine Betstunde nebst Sermon und Katechismusübung

 Mittwochs war eine Predigt, aber oft kämen nur zwei Zuhörer. An den hohen Festen predigte der Pfarrer fünfmal. Zum Beichtstuhl kämen die Leute halbwegs, zur Kirche sehr unfleißig. Dann wurden auch die Kirchenväter und Gemeindevertreter gefragt. Sie beklagten sich, dass der Pfarrer sie gleich Schelme und Diebe nenne, auch die Leute zusammenhetze. Sonntag nachmittags predige er nicht, auch nicht in der Woche, obwohl er es sonntags abkündige. Halte er einmal eine Betstunde, so lese er die Litanei und ein paar Bußpsalmem. Der Schulmeister predige zuweilen nachmittags.

 In der Zeit nach der Reformation waren alle Bewohner von Wolmirstedt evangelisch geworden. Aber es gab noch einige Gemeinden in den Klöstern der Umgebung, die trotz drängender Visitationen den katholischen Glauben behalten hatten. Es waren die Zisterzienserinnen-Konvente von Magdeburg St. Agnes, Althaldensleben, Meyendorf bei Wanzleben und Egeln, sowie das Benediktinerkloster in Ammensleben.

 Das Kloster in Ammensleben hatte sich schon in der Zeit vor der Reformation  einer Erneuerungsbewegung, der Bursfelder Kongregation angeschlossen und eine neue Blütezeit erlebt. In den Visitationen nach 1561 wurden die Mönche immer mehr bedrängt, das katholische Bekenntnis aufzugeben. Die meisten von ihnen gerieten ins Schwanken und wandten sich schließlich der neuen Lehre zu, auch der Abt. Messopfer, Segnungen und Verehrung der Heiligen wurden abgeschafft, das Chorgebet aber weiter gepflegt als mit der Reformation vereinbar. Im Visitationsprotokoll von 1577 heißt es: In diesem Kloster ist es auch richtig (evangelisch) ausgenommen der Prior und sonst noch drei Mönche, seint gar verstockte und halsstarrige Papisten. Eine kritische Situation ergab sich nach dem Todes des Abtes Schuckmann. Der Administrator Johann Friedrich bestellte einen Verwalter, der sich im Kloster durch sein räuberisches Auftreten keine Sympathien verschaffen konnte. Durch Vermittlung der Äbte der Bursfelder Kongregation wurde vereinbart: Der Verwalter wird nach einer finanzielle Abfindung auf sein Amt verzichten. Das Kloster wählt einen neuen Abt. Die Wahl fiel auf das jüngste Mitglied des Konventes den 24 jährigen Ludger Hüffkens, dem in kleinen Schritten die Durchsetzung der alten Ordnung gelang. 230 Jahre hindurch konnte sich das Kloster gegen die Willkür der Landesherren behaupten. 1804 löste es der Preußische König auf, um die materiellen Güter dem Staat einzuverleiben. Die katholische Gemeinde blieb allerdings bestehen. Die Klosterkirche wurde ihr als Pfarrkirche zugewiesen. Wolmirstedt wurde später diesem Pfarrbezirk eingegliedert. 

 In der Zeit des Napoleonischen Königreiches Westfalen, zu dem unser Gebiet gehörte, wurden zum ersten mal seit der Reformation um 1811 wieder einige Katholiken in Wolmirstedt verzeichnet. Die industrielle Entwicklung in der ersten Hälfe des 19. Jahrhunderts ging allerdings an Wolmirstedt vorbei. So blieb auch die Schar der Katholiken gering. Durch den Bau der Eisenbahnstrecke Magdeburg-Stendal kamen 1849 einige Katholiken her. Sie gingen nach Ammensleben zum Gottesdienst oder fuhren mit der Bahn nach Magdeburg.

 1856 waren einige Katholiken Wolmirstedts bei Bischof Konrad Martin in Paderborn vorstellig geworden mit der Bitte um regelmäßigen Gottesdienst. Daraufhin schrieb der Generalvikar an den Pfarrer in Ammensleben, für die Anstellung eines eigenen Geistlichen in Wolmirstedt sei zwar kein Geld vorhanden. Aber man könne in Ammensleben vielleicht einen Vikar anstellen, der auch nach Wolmirstedt käme. Der Pfarrer bat um die Einrichtung der Vikarsstelle, hielt es aber für noch dringlicher, in Wolmirstedt eine Privatschule für die 40 – 50 katholischen Kinder zu errichten. Der Lehrer könne dann für die Gebrechlichen sonntags im Schulraum eine Betstunde halten. 1856 sandte nun der Bischof den Neupriester Theodor Silberg nach Ammensleben mit dem Auftrag für Wolmirstedt. Dort richtete er im Herbst 1857 eine einklassige katholische Privatschule mit 36 Kindern ein. Ab 1860 wurde zweimal im Monat die Eucharistie gefeiert (anfänglich im Hause einer Frau von Dresky). 1864 konnte ein Haus in der Stendaler Straße gekauft werden, das für die Belange der Gemeinde umgebaut wurde. Am 18.3.1869 ernannte der Bischof den Neupriester Josef Dettmer zum ersten Schul- und Missionsvikar in Wolmirstedt. Es zeigte sich bald, dass er den Anforderungen gesundheitlich nicht gewachsen war. Nach einem Jahr musste er die Stelle wieder verlassen. Es wurde 1870 ein Nachfolger ernannt,  bei dem sich nach acht Jahren Zeichen von Geistesgestörtheit zeigten, so dass er versetzt werden musste.

 Es war die Zeit des Kulturkampfes, in der keine Priester geweiht werden konnten. So erhielt Wolmirstedt zunächst nur einen Lehrer, der den Schulbetrieb fortsetzte. Die Gottesdienste wurden von Ammensleben aus gehalten.
1935 konnte das jetzige Grundstück erworben werden. Ein Jahr später wurde die Kirche eingeweiht und Wolmirstedt als eigene Seelsorgestelle gegründet. 
Die vergangenen Jahrzehnte sind den älteren unter uns noch in deutlicher Erinnerung. Aus der Chronik ist ersichtlich, dass es schon länger gute ökumenische Beziehungen gegeben hat.

 Wenn wir zurückschauen wird deutlich, dass in den tausend Jahren Christen immer eine wichtige Rolle in dieser Stadt gespielt haben. Sie waren nicht nur da, sondern haben die Stadt auch mit Leben erfüllt. Viele Entscheidungen wurden von christlichen Grundsätzen getragen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich das grundlegend verändert. Christen sind in dieser Stadt eine Minderheit, die nicht immer deutlich genug wahrgenommen wird. Aber wir sind ja nicht nur i n dieser Stadt, sondern f ü r  diese Stadt da. Das zeigt sich im äußeren Erscheinungsbild vor allem in den diakonischen Einrichtungen. Das Bodelschwing-Haus mit seinen Nebeneinrichtungen spielt eine wichtige Rolle, ebenso das Don-Bosco-Heim der Caritas. Ich denke auch an kirchenmusikalische Veranstaltungen und andere Angebote für alle Bewohner dieser Stadt.
Vor allem erscheint mir aber wichtig, dass die Christen dieser Stadt in ihren Gottesdiensten nicht nur für sich da sind, sondern gleichsam alle Menschen hier mitnehmen und in ihr Gebet einschließen. Stellvertretend für alle vor Gott treten - das gehört zu unserem Tun für die Menschen in dieser Stadt. So dürfen wir mit allen, die in diesen Tagen  hier zusammen sind, in großer Dankbarkeit und Freude das tausendjährige Jubiläum feiern und auch weiterhin  erfahren: Gott ist mit und in dieser Stadt.

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